Nachhaltige Unternehmensentwicklung – Vom Kleinbetrieb zum Industriedenkmal

Seit mehr als 125 Jahren stellt die Schweizerische Nagelfabrik AG, liebevoll auch Nagli Winterthur genannt, Drahtstifte, umgangssprachlich Nägel genannt, her. Mittlerweile ist sie die einzige Nagelfabrik in der Schweiz – und eine der wenigen überhaupt noch existierenden Produzentinnen in Westeuropa. Normalerweise würde die Globalisierung für einen kleinen Hersteller wie der Nagli den Garaus bedeuten. Doch die Nagelfabrik behauptet sich weiterhin am nationalen und internationalen Markt. Roger Graber, Leiter Bereich Wirtschaft und Antonietta Lomoro, Projektleiterin Wirtschaft, beide House of Winterthur, versuchten, bei einem Besuch vor Ort, hinter das Geheimnis ihres Erfolges zu kommen.

1895 gegründet, stellt die Nagli Winterthur alle möglichen Sorten Drahtstifte her. Fünf Nagelmaschinen, die noch aus der Gründerzeit stammen und denkmalgeschützt sind, werden von jährlich weit über 1000 Besucherinnen und Besuchern bestaunt. Um die Jahrtausendwende wurde die Fabrik modernisiert und der Maschinenpark erweitert. Auf rund dreissig neueren Maschinen werden alle möglichen Nagelsorten hergestellt. Dieser ansehnliche Maschinenpark erlaubt es der Nagli, individuelle Wünsche zu erfüllen und auch ganz spezielle Nägel zu produzieren. Solche Nägel gehen dann teilweise um die Welt, z. B. an einen Modelleisenbahnhändler in den USA, der besonders kleine Nägel benötigt. Oder an einen Automobilzulieferer in Ungarn, der die Nägel aus Winterthur in E-Automobile einbaut.

Die Zukunft sichern

Heute beschäftigt die Schweizerische Nagelfabrik AG 6 Mitarbeitende. Wobei «beschäftigt» es nicht ganz trifft. Tatsächlich sind sie die Eigentümer der Nagli. Basierend auf der Firmenphilosophie «Menschen vor Profit» und dank einer unkonventionellen Nachfolgeregelung wurde die Nagli 2019 an eine aus der Belegschaft und dem bisherigen Besitzer bestehende Genossenschaft verkauft und so auf stabile, unabhängige Beine gestellt. Heute produzieren sie jährlich rund 200 Tonnen Nägel, insgesamt mehr als 300 verschiedene Typen.

Die aus der Gründerzeit stammenden Maschinen, die im nationalen Register für schützenswerte Güter gelistet sind, standen vor der Verschrottung. Glücklicherweise gelang es im Jahr 2000, sie in einen Schaubetrieb zu überführen, der parallel zur Produktion geführt wird. Über den eigens dafür gegründeten Verein für Industrie- und Bahnkultur inbahn kann die Bevölkerung nun die historischen Maschinen und den aktuellen Betrieb der Schweizerischen Nagelfabrik besichtigen.

Das Erfolgsgeheimnis

Und was ist nun das Erfolgsgeheimnis der Nagli? «Immer offen sein für ungewöhnliche Kundenanfragen und jede Herausforderung annehmen», betont Rainer Thomann.

«Im Massenmarkt können wir nicht mithalten, aber mit unseren Spezialprodukten können wir uns sehr gut am Markt behaupten. Unsere Kunden schätzen unsere Flexibilität.», führt Rainer Thomann weiter aus.

Rainer Thomann, Ruedi Stadelmann und Roger Graber in der historischen Produktion

Historisches Firmenschild

Ruedi Stadelmann – Verein inbahn, Rainer Thomann – ehemaliger Geschäftsführer Nagelfabrik und Roger Graber – Leiter Wirtschaft House of Winterthur – begutachten einen Zimmermannsnagel

Historische Maschinen