«Es beeindruckt mich, mit welcher Leidenschaft die Unternehmen am Werk sind»

Vor einem Jahr wurde das Unterstützungsangebot «KMU und INNOVATION» der kantonalen Standortförderung im Amt für Wirtschaft ins Leben gerufen. Wir blicken mit Projektleiterin Anita Martinecz Fehér zurück auf das erste Projektjahr, ziehen ein Fazit und blicken in die Zukunft.

Frau Martinecz Fehér, wie definieren Sie Innovation?
Anita Martinecz Fehér: Innovation kann so vieles sein: Es sind bei weitem nicht nur die hochtechnologischen Innovationen, die ein Unternehmen voranbringen. Im Idealfall entsteht ein neues Produkt oder ein neuer Service. Aber auch ein neues Material oder ein neuer Arbeitsprozess kann massive Einsparungen oder neue Kunden mit sich bringen. Beispielsweise eröffnet der 3D Druck neue Möglichkeiten, um ganz massgeschneidert auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. Nicht zu unterschätzen sind auch die sozialen Innovationen: Die Veränderung der Firmen- und Zusammenarbeitskultur – sowohl intern als auch mit anderen Unternehmen – eröffnet den Zugang zu neuen oftmals ganz unerwarteten Lösungen.

Anita Martinecz Fehér ist Betriebsökonomin und Projektleiterin bei der Standortförderung im Amt für Wirtschaft.

Blicken wir zurück auf ein erstes Jahr «KMU und INNOVATION». Welches Fazit ziehen Sie nach den ersten 12 Monaten?
Unser Angebot wird langsam, aber sicher wahrgenommen. Wir konnten uns bislang mit rund 40 Unternehmen zu ihren Innovationsmöglichkeiten unterhalten und sind mit mehr als einem Drittel davon daran, die Ideen mit unseren Innovationsexperten weiter zu verfolgen.

Können Sie ein Highlight mit uns teilen?
Ein besonderes Highlight sind immer wieder die ersten Gespräche mit den Unternehmerinnen und Unternehmern. Die Unternehmen kommen aus den verschiedensten Branchen und sind so grundverschieden wie die KMU-Landschaft eben auch ist. Es beeindruckt mich, mit welcher Leidenschaft und auch Fachkompetenz das jeweilige Unternehmen am Werk ist. Ein weiteres Highlight ist, wenn sich aus dem Strauss von möglichen Ansatzpunkten für Innovationen einer herauskristallisiert, an dem weitergearbeitet werden soll. Dann geht es mit unserem Begleitangebot erst richtig los.

Wie sieht diese Begleitangebot nach dem Erstgespräch aus?
Das Unternehmen erhält anschliessend fachlich spezialisierte Begleitung von unseren Innovationsexperten bei der Ausarbeitung seines Innovationsvorhabens. Das bedeutet, wir suchen gemeinsam mit dem Unternehmen nach Lösungswegen und -möglichkeiten und unterstützen bei der Suche nach passenden Partnern aus Forschung oder Wirtschaft. All dies im Umfang von bis zu 60 Stunden, das alles ist kostenfrei.

 

Welche Fragen sollte sich ein Unternehmen stellen, bevor es Ihr Angebot nutzt?
Sind Sie offen für Veränderungen? Sind Sie bereit, neue Wege einzuschlagen? Haben Sie finanziell und personell Kapazitäten sich der Erarbeitung eines Innovationsprojektes zu widmen? Gibt es Themen, die Sie schon länger anpacken wollten, aber immer wieder aufgrund anderer Verpflichtungen aufgeschoben haben?

Gibt es auch Lowlights aus dem ersten Jahr? Dinge, die nicht gut geklappt haben und angepasst werden?
Es ist anspruchsvoller und zeitintensiver als erwartet, an die KMU und Entscheidungsträger:innen zu gelangen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es bestätigt sich, dass die KMU stark mit dem Bewältigen des Alltags und immer wieder neuen Herausforderungen absorbiert sind. Noch kommen erst wenige KMU mit ihrem Anliegen direkt auf uns zu. Die Kontakte entstehen oftmals über «Türöffnergespräche» und Partnerorganisationen.

Das Pilotprojekt wurde auf drei Jahre terminiert. Wissen Sie bereits, ob es Pläne gibt, das Projekt nach Ablauf der drei Jahren unbefristet weiterzuführen?
Wir werden das Angebot und die Resultate auf alle Fälle sorgfältig analysieren. Was sich bereits heute schon sagen lässt, ist, dass wir grosses Interesse an der Weiterführung des Angebots haben. Ab 2025 soll es eine  Anlaufstelle geben, die Unternehmen von der Gründung bis in die reiferen Lebensphasen unterstützt und einen Beitrag dazu leistet, dass sich die Unternehmen im Kanton Zürich erfolgreich entwickeln.

Gibt es bis jetzt einen bestimmten Typ KMU, der das Angebot nutzt?
Das Angebot KMU und INNOVATION richtet sich branchenunabhängig an die KMU im Kanton Zürich und ist damit bewusst offen. Die Bandbreite der bisherigen Unternehmenskontakte reicht vom Maler-, über den Industriebetrieb bis zum Nahrungsmittelhersteller.

Wo und wie können sich KMU melden, wenn sie das Angebot nutzen wollen?
Gerne bei uns direkt (Tel 043 259 49 92, kontakt@kmu-innovation.zuerich, www.kmu-innovation.zuerich), oder über die regionale Anlaufstellen, wie beispielsweise bei House of Winterthur.

Anita Martinecz Fehér ist Betriebsökonomin und Projektleiterin bei der Standortförderung im Amt für Wirtschaft (vormals Amt für Wirtschaft und Arbeit Kanton Zürich). Sie ist massgeblich am Aufbau des Angebots KMU und INNOVATION beteiligt und betreut darüber hinaus das Thema Unternehmertum.