«Wir verbringen Stunden beim Swipen, aber fast keine Zeit auf echten Dates»
Laura Matter aus Dinhard möchte mit ihrer Live-Video Dating-Plattform noii die Dating-Welt revolutionieren. Statt viel Zeit beim «swipen» sollen Singles mehr Zeit auf physischen Dates verbringen. In unserem Interview spricht die junge Frau über ihre Beweggründe und die Herausforderungen, während einer Pandemie ein Unternehmen zu gründen.
Laura Matter, im April 2022 haben Sie mit noii die erste Finanzierungsrunde abgeschlossen und im Oktober 2022 sind Sie mit Ihrer selbst programmierten Plattform in der «Höhlen der Löwen» aufgetreten. Wie läuft es bei noii aktuell?
Laura Matter: Wir stehen noch immer am Anfang unserer Reise, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als wären wir schon zehn Jahre dabei. Wichtig zu verstehen ist: Wir wollen die Dating-Welt revolutionieren und sind somit ständig am Testen, Feedback Einholen und Iterieren. Das braucht viel Zeit und Nerven. Aber ich kann sagen, dass wir unserem Ziel jeden Tag etwas näher kommen. Wir können die ersten erfolgreichen Beziehungen durch noii feiern, wir können das erste Mal etwas Geld ins Marketing stecken und stolz sagen, dass wir eine tolle funktionierende Video-Dating-Plattform selbst gebaut haben.
Laura Matter will mit ihrer Dating-App «noii» die Datingt-Welt revolutionieren.
Blicken wir trotzdem kurz zurück in die Vergangenheit; was hat Sie während der Pandemie dazu bewogen, noii zu gründen?
Die Masse an Dating-Apps und schier unendlich vielen Profilen darauf lässt uns glauben, dass wir eine unbegrenzte Auswahl haben an Menschen, die wir daten könnten. Man «swiped» ständig weiter, denn es könnte ja noch etwas Besseres kommen. Dazu kommt, dass diese Plattformen darauf programmiert sind, dass die Nutzer:innen so lange wie möglich auf ihnen bleiben. Was dabei rauskommt: Wir verbringen Stunden auf den Plattformen, aber fast keine Zeit auf echten Dates. Ausserdem möchte niemand Zeit verschwenden. Niemand hat Lust auf ein zweistündiges Date, bei dem wir schon nach fünf Minuten gemerkt haben, dass es nichts wird. Dieser ganze Ablauf machte für mich keinen Sinn, weshalb ich das ändern wollte. Im Vordergrund stand für mich immer folgende Frage: Wie können wir dir online einen authentischen Eindruck von jemandem vermitteln, so dass du dich schneller mit ihm oder ihr treffen möchtest. Dann ging die Suche los nach Lösungen und wir kamen irgendwann aufs Video-Dating.
Wie gross ist das noii-Team inzwischen?
Unser Team setzt sich aktuell aus sieben Personen zusammen. Wir sind drei Gründer, Thomas Kuschel, Vladislav Lisavcov und ich. Dann beschäftigen wir zwei Entwickler in einem Teilzeitpensum, sowie einen UX Designer. Auch ein Praktikant zählt zum Team.
Wo seht ihr noii in fünf Jahren?
Unser Ziel ist klar: Noii soll eine der 10 grössten Dating-Plattformen von Europa werden.
Aus deiner eigenen Erfahrung: Wie schwierig oder einfach ist es, in der Region Winterthur ein Unternehmen zu gründen?
Ich kenne die Unterschiede unter den Kantonen oder Städten ehrlich gesagt nicht. Grundsätzlich ist der Gründungsprozess heutzutage nicht mehr schwierig. Das Schwierigste daran ist es, das Gründungskapital zu beschaffen. In unserem Fall haben wir auf persönlich Gespartes zurückgegriffen.
Was oder welche Anlaufstelle hat euch beim Gründungsprozess besonders geholfen?
Für mich war das Home of Innovation zentral, die Community dort hat mir bei allen Fragen der Gründung extrem geholfen. Besonders wertvoll war deshalb wohl der Austausch mit anderen Gründer:innen.
noii ist nicht ausschliesslich online unterwegs; worauf können sich die Teilnehmenden freuen?
Tatsächlich haben wir insgesamt schon drei Live-Events in Winterthur veranstaltet. Alle waren ein grosser Erfolg! Unsere Offline-Events sind mit Absicht sehr locker und simpel gestaltet. Wir wollen kein Speed-Dating-Abend sein, wo alles vorgegeben wird. Es soll sich anfühlen wie ein Abend mit Freunden, an dem man ganz viele neue Leute kennenlernt. Wir haben ein paar Icebreaker-Games organisiert, die das Kennenlernen vereinfachen, diese sind aber freiwillig und meistens kommen die Leute super organisch miteinander ins Gespräch.
Zu guter Letzt: Wie würde für dich ein perfektes, erstes Live-Date in Winterthur aussehen?
Gute Frage, da muss ich überlegen! Im Winter würde ich gemeinsam zum Weihnachtsmarkt auf den Teuchelweiher gehen. Im Sommer, und jetzt wird es etwas kitschig: Ein Picknick auf dem Goldenberg bei Sonnenuntergang.
Interview: Linda Stratacò, April 2023