Reisebericht

Wir haben den Winterthurer Fotografen Milad Ahmadvand mit der Kunsthistorikerin Franca und dem Fernsehregisseur Jonas auf eine Reise durch die Museumsstadt Winterthur geschickt. Ein Erfahrungsbericht in Bildern und Worten.

Tag 1

Um 10 Uhr morgens legen wir los. Wir starten in der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» und dem Kunst Museum Winterthur. Der Winterthurer Museumspass entführt uns auf einen Königsweg durch die Geschichte der europäischen Kunst vom 14. bis zum frühen 20. Jahrhundert und öffnet uns die Pforten zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen des 18. bis 20. Jahrhunderts überhaupt.

In Winterthur treffen einzigartige Werkgruppen der Frühromantik und des Realismus auf französische Impressionisten und Malereien von niederländischen Meistern des Goldenen Zeitalters. Im Umkreis weniger 100 Meter wartet ein fast unendlicher Kunstschatz an Werken von deutschen, Schweizer und österreichischen Künstlern wie Friedrich, Hodler, Anker und Giacometti – und mehrere Parks und Museumskaffees.

Nach einer Führung im Römerholz, einem Kaffee auf der Terrasse und einem spontanen Entscheid für ein kurzes Picknick im weitläufigen Park machen wir uns gestärkt auf den Weg Richtung Stadtzentrum.

Im Kunst Museum Winterthur | beim Stadthaus warten neben einmaligen Beständen französischer Kunst eine der bedeutendsten Schweizer Sammlungen von Kunst klassischer Moderne und zeitgenössische Ausstellungen auf uns. Es gibt viel zu sehen. Und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir legen eine kurze Mittagspause ein und bestellen eine leichte Leckerei im Bistro.

Zum Dessert gönnen wir uns einen Abstecher ins Naturmuseum und dürfen gar mit Direktorin Daniela Zingg einen kurzen Blick ins Depot werfen. Es folgt ein Halt im Münzkabinett und der Antikensammlung in der Villa Bühler, wo international bedeutende Münzbestände von Forscherinnen und Forscher aus aller Welt unter die Lupe genommen werden. Das zeigt: Auch in den Bereichen Natur, Technik, Handwerk und Archäologie spielt die Museumsstadt auf höchstem Niveau. So strahlt beispielsweise das Swiss Science Center Technorama als grösstes interaktives Lernzentrum für Naturwissenschaften weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus.

Weiter geht's: Wir spazieren vom Münzkabinett quer durch den Stadtgarten, dem grünen Wohnzimmer der lokalen Bevölkerung, zum Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten. Dort tauchen wir ein in ein einzigartiges Ensemble aus umfassenden Werkgruppen der Frühromantik und des Realismus. Und es passiert, was wir schon den ganzen Tag geahnt und zugegeben auch etwas provoziert haben: Wir vergessen die Zeit.

Bevor wir Feierabend machen, schlendern wir durch die schmucke Altstadt, wo die Kunsthalle in den historischen Räumlichkeiten des Waaghauses Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst zeigt. Den Abend lassen wir in der Altstadt ausklingen – und verlieren uns im dichten und vielfältigen Winterthurer Kulturangebot.

Tag 2

Neben den international relevanten Beständen älterer Kunst beherbergt Winterthur mit dem Fotomuseum und der Fotostiftung Schweiz die führende Schweizer Kompetenzstelle für Fotografie und visuelle Kultur. Wir starten mit einem Tee im Bistro des Fotozentrums in den zweiten Tag und widmen den Morgen komplett der fotografischen Kunst.

Nachdem wir uns im Fotomuseum durch eine zeitgenössische Wechselausstellung haben führen lassen, wechseln wir die Strassenseite in die Fotostiftung, deren Sammlung über 60'000 Ausstellungsprints, 250'000 Archivabzüge und 1'000'000 Negative umfasst. Zusammen mit dem Fotomuseum Winterthur gehört die Stiftung zu den Art museums of Switzerland: 10 Museen von Weltklasse, die für Kunstgenuss auf höchstem Niveau stehen.

Nach dem Mittag schlendern wir zurück in die Altstadt – und erreichen nach wenigen Minuten das Gewerbemuseum neben dem Kirchplatz. Das Gewerbemuseum Winterthur inszeniert als einziges Schweizer Museum Ausstellungen an den Schnittstellen von Design, Kunst und Alltagskultur – und exportiert diese regelmässig ins Ausland. Es zeigt Gewohntes auf ungewohnte Weise, stellt relevante Fragen und präsentiert überraschende und sinnliche Einblicke in aktuelle Themen. Und das Beste: Wir haben Glück. Die Co-Direktorin Susanna Kumschick führt uns persönlich durch die aktuelle Ausstellung.

Während einer Pause im wunderschönen Grand Café du Musée diskutieren wir, ob wir noch einmal in die Vergangenheit reisen sollen; ins Schloss Kyburg, das Schloss Hegi oder die Mörsburg. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung in die Welt der Habsburger und Savoyer und einen Abstecher ins wunderschöne Zürcher Weinland am kommenden Tag – und fassen zum Abschluss für heute einem Spaziergang durch den Park zum nahen Museum Lindengut ins Auge. Unser Fazit nach zwei Tagen Museumsstadt: Wir kommen wieder!

Milad Ahmadvand

Der Winterthurer Milad Ahmandvand ist der Mann der Geschichten, des Subtilen, des Tiegründigen und des Flüchtigen. Er fängt mit seiner Kamera ein, was in der Alltagshektik untergeht. Und er zelebriert diese feinen Momente mit einer ganz eigenen, zeitlosen Ästhetik.